Seiteninhalt / Table of Contents
ToggleVorwort - Wien, 25.04.2020 🐦
Seit Wochen ist es ja draußen sehr still geworden. Weniger Autoverkehr, keine Flugzeuge und die Menschen verweilen meist zu Hause. Da wo ich wohne, ist es erfreulicherweise sehr ruhig, ja fast schon beschaulich. Diese Lautlosigkeit kann sehr erholsam sein nach einem geräuschvollen Tag anderswo in der Großstadt. Beinahe meditative Ruhe herrscht frühmorgens. Erschreckend jedoch, wenn es dann nicht einmal das obligatorische Vogelgezwitscher zu hören gibt. Sehnsüchtig lausche ich nach den fröhlichen Plaudereien der gefiederten Freunde vor meinem Fenster. Seltsam. Wo sind die plötzlich abgeblieben?
Vogelsterben 🐦
Vogelsterben, eines der unzähligen Auswirkungen der Umweltverschmutzung und Zerstörung der natürlichen Lebensräume für etliche andere Tiere.
Ja und da gibt es tatsächlich auch ein Bakterium, welches eine schwere Lungenentzündung bei Singvögeln verursacht. Diese potentielle Ursache führte zu massenweisen Sterben z.B. von Blaumeisen in Mitteleuropa.
Der Welt geht die saubere Luft für ihre Bewohner aus. Menschen, die Parasiten der Erde ringen nun ebenso um ihren letzten Atemzug.
Ich bin kein Wissenschaftler, aber eines ist jedoch bekannt, in der Natur besteht eine bis ins winzig kleinste Detail genial ausgeklügelte Komplexität. Somit auch meine Beobachtung auf die stillen Morgen im Zusammenhang mit dem Virus. Welcher in kürzester Zeit atemberaubend schnell unser Leben beherrscht hat und noch tun wird.
Die Sonne kommt 🐦
Ein untrügliches Zeichen, dass eine Nacht zu Ende geht, ist der erste Sonnenstrahl. Wenn still im Osten die Sonne auftaucht. Doch ehe das erste erkennbare Licht am Himmel erscheint, melden sich zuvor schon die ersten Lebewesen in der Natur. Frech beginnt da Einer zu singen. Bereits neunzig Minuten bevor die Sonne tatsächlich aufgeht.
TiRiLi 🐦
Durch mein nonkonformes Nachtleben habe ich das schon oft miterlebt. Wenn der Gesang losgeht, gehe ich oft erst ins Bett. Wenn der Tag erwacht, bin ich meist müde. Manchmal lausche ich dem immer stärker werdenden Gesang der Vögel, draußen vor meinem Fenster.
Was sie sich wohl so früh zu erzählen haben? „Hey Jungs kommt mal hier her, da gibt es gutes Futter!“ Oder verteidigen sie tapfer ihr Revier? Mag auch sein, dass junge Vogelherren für fesche Vogeldamen ein Wettsingen veranstalten. „Tirili, schönes junges gefiedertes Fräulein, darf ich ihnen einen Wurm zum Frühstück servieren, Tirili!“ Hoch oben im Wipfel eines Baumes prahlen sie mit stolz geschwellter Brust. Hüpfen gut gelaunt von Ast zu Ast. Und singen. Sie zwitschern den Tag ein.
Gesang am morgen... 🐦
Ja, Leute ihr sollt wissen, ein neuer Tag beginnt. Wir sind die ersten fliegenden Boten des Morgens. Die gefiederten Weckrufer in der Früh. Wir liefern euch pünktlich und frohgemut unseren Gesang.
Woher weiß der Vogel, dass er jetzt loslegen soll? Er hat keine Uhr. Er hat keinen Wecker, der ihn aus den Federn schmeißt. Auch ein Handy samt Alarmfunktion hat er nicht zur Verfügung. Er tut es ganz einfach. Beginnt den Tag mit heiterem Gesang. Er fragt sich wohl nicht, ist es nicht viel zu früh, um los zu trällern. Hausrotschwanz, Singdrossel, Rotkehlchen, Zaunkönig, Zilpzalp, Kohlmeise und viele andere stimmen allmorgendlich in den Chor ein. Die trällernde Vogel-Band begleitet die Dunkelheit bis zum ersten Sonnenstrahl.
Sonnenuhr 🐦
Ob sie dieses Spektakel ebenso beobachten und bewundern, wie wir Menschen? Sicherlich sind sie mit ihrer Aufgabe voll und ganz ausgelastet. So ein kurzes Vogelleben darf jeden Tag mit einem Lied im Schnabel begonnen werden. Ganz einfach, ohne zu fragen, warum? Ein Ritual, welches sie täglich mit demselben Ehrgeiz tun.
Ja, und einer ist immer der Erste, der beginnt und seine Stimme erhebt. Ein kleiner gefiederter Kerl im großen Gefüge der Natur. Allmorgendlich reißt er voll motiviert zum täglichen Appell seinen Schnabel auf. Die Position als Teil der Vogeluhr, die ihm gegeben wurde, füllt er hervorragend aus.
Schön, dass er das tut, was er einfach tut. Morgens – Singen!
PS: Was tut der Mensch, um es einfach zu tun?