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Ich mag Gitarren. Ich mag den Klang von Gitarren. Ich mag die, die Gitarre spielen können. Vor allem aber mag ich Menschen, Menschen die neugierig sind. Menschen mit einer spannenden Biographie. Auf einen solchen Lebenslauf stieß ich vor ein paar Tagen.
Lester William Polsfuss, besser bekannt als Les Paul. Geboren am 9. Juni 1915 in Waukesha, Wisconsin, USA. Im Alter von 8 Jahren begann er Mundharmonika zu spielen, wechselte zu Banjo und alsbald griff er zur Gitarre. Mit 13 Jahren spielte er bereits halb professionell in einer Country-Band. Gleichzeitig war er aber auch ein begeisterter Bastler. Schraubte neugierig an Mikrofonen und Plattenspieler herum. Mit Hilfe von Fachbüchern aus der Stadtbücherei baute er die ersten Verstärker für seine Gitarre und ein einfaches Aufnahmegerät.
Binnen von nur fünf Jahren verkaufte das Duo (Les Paul + Mary Ford) in den USA 15 Millionen Platten. Das war in der Zeit von 1949 bis 1954, als derart hohe Verkaufszahlen noch eine absolute Rarität waren.
„Mockin´Bird Hill“ kam im Februar 1951 in die US-Charts, erreichte Platz 2 und wurde Millionenseller. Ebenso im Jahre 1951 war „The World is waiting fort he sunrise“ in den US-Charts wieder Platz 2, wieder Millionseller.
„Vaya con Dios (May God be with you)“ kam Mitte 1953 in die US-Charts, war elf Wochen lang Spitzenreiter und selbstverständlich auch ein Millionenseller. Die Art von Les Paul, Gitarre zu spielen und aufzunehmen, wurde von vielen anderen Künstlern kopiert. Vor allem gilt er als Erfinder des Playback-Verfahrens, also immer wieder mit sich selbst zu spielen und damit einen Sound aufzubauen, der wie ein ganzes Gitarrenorchester klang. Für die Gitarrenfirma Gibson entwickelte er eine nach ihm benannte Gitarre. Wer ein solches Modell heute noch hat, besitzt eine fast unbezahlbare Rarität, beinahe schon zu vergleichen mit der Blauen Mauritius bei den Briefmarken. Gerade Blues-orientierte Musiker ( u. a. John Lee Hooker spielte auf einer „Goldtop“) waren ganz scharf auf das Gibson-Les-Paul Modell, dessen Qualitäten im geschlossenen Korpus, der Verwendung mehrerer Tonabnehmer und einem speziellen Hals lagen.
In den 40er Jahren produzierte Les Paul Platten für die Firma Capitol. Bei einer Aufnahmesession lernte er die junge Sängerin Mary Ford kennen, die er am 29.12.1949 heiratete. Capitol baute gerade den nach der Firma benannten Tower in L.A. Die Baukosten beliefen sich auf zwei Millionen Dollar. Nur in einem einzigen Jahr wurde das Geld durch die Plattenverkäufe von Les Paul & Mary Ford wieder eingebracht. Als 1955 die Rock-`n´-Roll-Ära begann, waren Les und Mary unter den ersten 10 mit „Hummingbird“. Danach ging es kontinuierlich nach unten.
Nach 1961 gelang ihnen kein Erfolg mehr. Im Mai 1963 trennte sich das erfolgreiche Paar. Damit ging eine Ära zu Ende, in der zwei Musiker komplette Plattenaufnahmen ablieferten. Hört man heute Aufnahmen von Les Paul & Mary Ford, kann man kaum glauben, dass hier kein Schlagzeug, kein Bass oder Chor mitmachen. Lediglich eine Gitarre und eine Stimme, im sogenannten Multi-Track-Verfahren immer wieder übereinander gemischt, manchmal das Aufnahmeband beschleunigt, manchmal verlangsamt. Ende der 70er Jahre ging Paul mit Chet Atkins für zwei Alben ins Studio. Dann zog er sich wieder zurück und tritt seit den 80er Jahren sporadisch auf, so z.B. 1991 bei dem Gitarrenfestival in Spanien.
1988 wurde er in die Rock `n´Roll Hall of Fame aufgenommen. Mary starb 1977 an Diabetes.
(Textquelle: Rock & Pop Lexikon/Frank Laufenberg/2000)
Ab 2004 spielte Les Paul wöchentlich im Iridium Jazz Club am Broadway in New York. Oft erwähnte er bei seinen Auftritten: „Wenn ich mich den Leuten vorstelle, sind sie stets überrascht festzustellen, dass ich keine Gitarre bin und auch nicht tot!“.
Im Jahre 2005 ging der 91-Jährige Les Paul noch einmal in ein Aufnahmestudio. Gemeinsam mit vielen namhaften Gitarristen wie Eric Clapton, Jeff Beck, Peter Frampton, Richie Sambora, Sting, Bill Gibbons, Steve Miller, Buddy Guy, Keith Richards uvm. spielte er das sehr empfehlenswerte Album „American Made World Played“ ein. Das Album wurde mit zwei Grammys ausgezeichnet.
Am 13.August 2009 schloss Mr. Lester William Polsfuss hier auf Erden für immer die Augen. Er wird wohl dort oben im Himmel eine gigantische Jam-Session veranstalten. Mit all den wunderbaren Musikern, die „seine“ Gitarre zu Lebzeiten gezupft haben. Eloquent und leidenschaftlich widmete er sein Leben den 6 Saiten an einem unheimlich sexy gebauten Holz-Korpus.
Jene Saiten die von unzähligen Musikern fabelhaft zum Klingen gebracht werden. Eric Clapton, Jimmy Page (Led Zeppelin), Pete Townshend (The Who), George Harrison, Paul McCartney, Michael Bloomfield, Neil Young, Robby Krieger, Pat Travers, Duane Allman, Steve Hackett (Genesis), Marc Bolan, Carlos Santana, Gary Moore, Peter Green, Jeff Beck und und und…bezaubern viele Menschen und mich mit ihren Zauberfingern auf einer Gibson-LesPaul.
Am 9. + 10. Juni 2010 wurde zu Ehren von Les Paul im Iridium Jazz Club (New York), wo auch er in den letzten Jahren gespielt hatte, ordentlich abgerockt:
Les Paul
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