Du wärst „Mei Zuckagoschal“
Des wa so „Schee, Schee“
„Ka Idee“ wie des weitergeht
Du sagst: “Fia di wa des ka Leben“
Zuerst packt die des „Feuer“
Dann rennst „An Schritt vire, zwa Schritt zruck“
Vielleicht „wohnt des Glück a Tia weida“
„1na von uns 2“ hat wahrscheinlich an „Defekt“
„A schwera Fall“ von „zu vü Gfühl“
Du manst „Es ist besser du gehst“
I was „Nix halt di auf“
Wahrscheinlich brauch ma beide „A neiche Haut“
Manchmal glaub i, du fühlst die „Ganz, schee allaa“
Glaub´ mas „Üba di loß i nix kumma“
Irgendwann „Hea I di klopfn“
Und dann bin i nach wie vor
„Die rote Anni und Du mei Kavalier“
©Lieder von Kurt Ostbahn/GünterBrödl
…neu verpackt in eine „Trost und Rat“ – Version von ©Bluesanne am 05.05.1997
Kann Musik, ein Leben verändern? Tatsächlich derart Einfluss nehmen, dass nichts mehr so ist, wie es war. Ich denke, einen derartigen Wandel brachte sicherlich der Erwerb einer speziellen CD mit sich. Es gab zwar schon einige Tonträger von Kurt Ostbahn in meiner Sammlung, aber diese eine Album sollte einiges mehr in Bewegung bringen.
„Espresso Rosi“ – (Veröffentlicht: 1995. Produziert von Kurt Ostbahn und Günter Brödl. Aufgenommen vom 6. Februar bis 3. März und vom 8. bis 11. Mai 1995 im Studio Ollersbach, Niederösterreich.)
Das blaue Album, wie ich es immer nenne. Vor allem der Titel: „A neiche Haut“ fand in meiner Seele einen ganz besonderen Platz. Es drückt genau das aus, was zu dieser Zeit in mir so vorging. Es fehlte etwas in meinem Leben. Was genau, das wusste ich nicht, aber ich wollte es finden. Die Lieder wurden zu meinen geheimen Verbündeten. Ich hörte die Musik lediglich, wenn ich alleine zu Hause war oder über meinen Walkman. Diese musikalische Affäre paarte sich mit meinen unzähligen Überlegungen, einen neuen Lebensweg zu beschreiten. Die ersten Schritte in dieses selbständige, freiere Dasein begann so richtig mit einer Tour. Kurt Ostbahn ging mit seiner neuen Kombo auf Tournee. Und ich ging mit auf die Reise. Eine Reise, die mich fast wöchentlich an einen anderen Ort führte.
Jedes Wochenende, mindestens ein Konzert, jedes Mal vorderste Reihe. So kam ich auch ich im Laufe der Zeit mit den Mitgliedern der Band in Kontakt. Für mich entwickelte sich der Sommer 1997 zu einer Art Pilgerfahrt. Die unzähligen neuen Menschen, die ich kennen lernen durfte, waren völlig andere, als die, die ich bisher in meinem Leben um mich hatte. Weltoffen, humorvoll und vor allem zeigten sie mir enorme Lebensfreude. Freude an dem, was sie tun. Ich kannte eine derartige Einstellung zum Leben nicht. Deshalb war auch jedes einzelne Konzert für mich ein kleiner Schritt zu dem, wohin ich mich scheinbar sehnte. Die Musik und die Texte bestimmten im hohen Maße, meine Route. Vertonte Wegweiser. Ständige freundliche Begleiter. Die lebensnahen Texte, die mich so sehr berühren, bewegen und mich voran brachten stammen von
günter brödl
Jener Mann, der die legendäre Kultfigur des Dr.Kurt Ostbahn geschaffen hat. Bereits im Jahre 1979 taucht der Kurtl in seinem Theaterstück: „Wem gehört der Rock n‘ Roll?“ auf. Günter Brödl fand in Willi Resetarits den Mann, der den Favoritn Blues und Rock ´n`Roller bis dato einzigartig verkörpert. Die mit Legenden gespickte Biografie einer Figur, die aus der Musikgeschichte nicht weg zu denken ist. In den Siebzigern moderierte Günter Brödl in der Ö3-Sendung „DieMusicbox“. Auch hier stand schon die amerikanische Rockmusik im Mittelpunkt seiner Beiträge. Neben der Affinität zur Musik, war er ein ausgesprochen fleißiger Schreiber. Sein erstes literarisches Werk Der kühle Kopf – ein Erzählband – erschien 1975.
1976 folgte das Theaterstück Zum Freundschaftspreis und 1977 Draußen in der Stadt, das 1978 als 18-teilige Fernsehserie vom ORF verfilmt wurde. 1978 erschien sein Buch Click Clack – Wiener Rockstories. Weiters verfasste Brödl die sechs Ostbahn-Kurti-Kriminalromane Blutrausch (1995), Hitzschlag (1996), Platzangst (1997), Kopfschuß (1999) Peep-Show / Trainer & Trash ermitteln(gemeinsam mit Peter Hiess, 2000) und Schneeblind (2002, posthum veröffentlicht). 1997 kam eine Blutrausch-Verfilmung (Regie: Thomas Roth) ins Kino, für die Brödl auch das Drehbuch verfasste. 1998 erschien sein Liederbuch Ostbahn: Auslese (siehe BlogBild)
Viele der Lesungen von Günter Brödl durfte ich ebenso beiwohnen. Diese sprachgewaltigen Ereignisse, waren immerzu ein ganz spezielles Ereignis. Sie beinhalteten wieder dieses Lebensgefühl, dass ich so vermisste. Oftmals kam es nach Konzerten oder Lesungen zu einem Beisammensein in gemütlich intimer Runde. Günter Brödl und auch die restlichen Künstler, zeigten sich in diesen Kreis völlig bodenständig, offen und stets ohne Starallüren. So als würde ich, mit alten Bekannten die Zeit verbringen. Wertvolle Zeit.
1998, als mein Sohn sehr krank wurde und ich viel Zeit bei ihm Krankenhaus verbrachte, spielte Günter Brödl abermals eine kleine Rolle in meinem Leben. Zwei Bände von „Asterix“ in Mundart erschienen zu dieser Zeit. Mehrmals las ich daraus meinem Kind daraus vor. Oftmals gesellten sich noch andere Zimmergenossen dazu. Die ins wienerische übersetzen Sprechblasen amüsierten allesamt wunderbar. Ein paar kurze Momente, um das Krankenhausdasein der angeschlagenen kleinen Menschen, ein wenig fröhlicher zu gestalten.
Am 10.Oktober 2000, abends fuhr ich gemeinsam mit P. zu einer Geschäftseröffnung eines Freundes. Mit meinem riesigen Volvo-Kombi kurvte ich in der Innenstadt verzweifelt suchend nach einem Parkplatz herum. Schwierig mit so einer riesigen motorisierten Kiste. Das Radio lief. Plötzlich die Meldung:
Der „Trainer“ ist tot
Günter Brödl, Mastermind hinter der Kunstfigur Kurt Ostbahn, ist in der vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen Herztod erlegen. Das teilte der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und künstlerischer Partner, mit. „Es war völlig überraschend“, so Willi Resetarits, der Brödl gern als seinen „Trainer“ bezeichnet hatte, „wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film.“
Es war ein Schock. Gleichzeitig bedeutete das für mich auch das Aus für den „Ostbahn-Kurti.“ Was aber Gott sei Dank nicht ganz der Fall sein sollte. Einige posthume musikalische Verbeugungen folgten zu meiner großen Freude. Im Jahre 2011 wurde ich sogar zu einer Pressekonferenz, die am Praterstern stattfand eingeladen. In dem Bezirk, wo ich meine Kindheit verbracht hatte.
Selbstverständlich stand ich bei den Konzerten im August wieder in vorderster Reihe. Gleichfalls im August, drei Jahre darauf rockten die Jungs der Chefpartie und der Kombo im Schatten des Wiener Riesenrades. Stets in demütiger Erinnerung an Günter Brödl.
Günter Brödl hat in seinem kurzen Leben (* 22. März 1955 in Wien; † 10. Oktober 2000), eine beachtliche Anzahl an Songtexten, Romane, Bücher, Drehbücher und Theaterstücke verfasst. Beeindruckende Werke, die mir eine neue Haut wachsen ließ.
Ich danke dem Trainer für das „An die Hand nehmen“ mit all seinen unfassbar vielen geschriebenen Worten. Literarische Meisterwerke, welche ich oftmals als an mich persönlich gerichtete Zeilen empfinde. So als hätte er all diese herrlichen, so aus dem Leben gegriffenen Geschichten, ganz für mich alleine geschrieben. Günter Brödl wird für mich in meinem Herzen lebendig bleiben. Stets mit demselben Glücksgefühl, das ich bei all den mehr als 60 Konzerten und Lesungen, bei denen ich mich so unbeschwert gefühlt habe. Alleine, dennoch Reserviert für Zwei.
23:56:45 2023-09-10