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Toggle„Räum endlich des Kramuri da weg!“,
so wurden viele Kinder meiner Generation dazu aufgefordert, endlich ihre Habseligkeiten in Ordnung zu bringen. Sorgfältig in die dafür vorgesehenen Schachteln oder andere Behältnisse zu verstauen. Einräumen, aufräumen und wegräumen.
Bis dato dachte ich, der korrekte Artikel für Kramuri sei sächlich, also das Kramuri.
Nein, es heißt die Kramuri. Plural: Die Kramuren
Bedeutung: Kram, Gerümpel
Synonyme: Dreck, Gerümpel, Kram, Mist
Herkunft: aus Kram und der rumänischen Pluralendung -uri
Mein Eindruck ist, ich räume permanent auf. Lege hier ein Ding in diese Lade, dort das nächste Stück in eine Schachtel. Umso größer die Räumlichkeiten, desto mehr sammelt sich scheinbar im Laufe des Lebens überall an. Das in Ordnung bringen schiebe ich vielfach vor mir her. Aber dann suche ich etwas Bestimmtes und es überkommt mich schlagartig, ich könnte den doch dann überraschend aufgetauchten Fundort noch etwas ordnen. Gleichzeitig ausmisten. Weg mit dem Krempel. Vieles was ich finden möchte, ist meist mit Erinnerungen verbunden. Das ein oder andere erzählt eine Geschichte oder hilft mir sie damit detaillierter zu verknüpfen.
Mistkübelstierln
Der zu Beginn erwähnte Ordnungsruf, endlich das/die Kramuri weg zu räumen, ist eigentlich ziemlich verletzend. Wenn man die Bedeutung des Wortes in Betracht zieht. Die Nichtwertschätzung der Dinge, die einem sehr wichtig sind, werden zu wertlosem Mist degradiert. Zumal ich ja wohl das eine oder andere Stück davon, von der Person einmal bekommen habe. Als Kind kauft man sich selten selbst seine Spielsachen selbst. Nun ich besaß auch Sachen, die ich irgendwo gefunden oder aus dem Coloniakübel im Hof geholt habe. Alles was ich damals hatte, hütete ich wie einen Schatz.
Souvenirs oder Müll?
Irgendwie hat sich das bis heute nicht wesentlich geändert, zumal ich schon mehrfach in meinem Leben so richtig aufgeräumt habe. Vieles ist schon auf den Müll gelandet, oder es hat sich jemand gefunden, der es noch brauchen konnte. Dennoch sagt mir mein Verstand, es muss noch mehr weg. Fort damit. Ist das Sammeln von scheinbar unnützem Zeug ein Spiegel der geschundenen Seele? Das Festhalten an Souvenirs aus vergangenen Tagen? Beim Anblick diverser Teile bezweifle ich das.
Was bleibt
Der Gedanke, dass nach meinem Ableben ohnehin das meiste auf dem Müll landen wird hat mich schon oft beschäftigt. Ich habe schon selbst mehrfach Häuser oder Wohnungen von Verstorbenen Personen ausgeräumt. Es war jedes Mal erschreckend, wie schnell sich so ein bewohnter Ort in eine völlige Leere verwandelt. Was bleibt von den Dingen eines Menschen? Abgesehen von eventuellem Schmuck oder Wertgegenständen. Doch selbst diese hinterlassen kaum Spuren einer Wertschätzung gegenüber diesen Menschen. Es sind lediglich Gegenstände, um die sich dann die Erben streiten oder lieblos anderweitig verscherbeln.
Sammelgepäck
In unseren Breitengraden kommt es selten vor, dass man den Toten etwas mit in den Sarg legt. Mitnehmen kann man ohnehin nichts, dorthin. Eine Reise ins Nirgendwo ohne jegliches Gepäck. Befreit von all dem Tand, der sich angesammelt hat. Angeschafft, gekauft um es benutzen, es zu gebrauchen oder einfach nur so. Oder man geht der Leidenschaft des Sammelns nach. Hier wiederum ist es ein Leichtes, das die Menge an Teilen sich um ein Vielfaches vermehrt. Die Jäger verlorener Schätze, stets auf der Suche nach zusätzlichen wertvollen Stücken ihrer geschätzten Kollektion.
Was ist das?
Dann gibt es aber noch diese Sachen, die wen man sie plötzlich in der Hand hält, die Frage aufkommt: „Was ist das bloß, woher kommt das eigentlich und was mache ich damit?“ Naja, vielleicht brauche ich das noch irgendwann für irgendwas. Vielleicht als Ersatzteil, als Teil eines Kunstwerkes allenfalls. Oder wer weiß, ein anderer sucht genau das und kann es noch gebrauchen. Wenn ich genau darüber nachdenke, es ist selten der Fall, dass einer der oben genannten Eventualitäten eintritt. Vielmehr sortiere ich das Meiste in kategorisierte Schachteln, Laden, Regale, Kästen, Fächer oder anderen Orten.
Erinnerungsdepot
Wie ein Eichkätzchen deponiere ich das Klumpert in meinem Wohnräumlichkeiten, um sie irgendwann einmal wieder zu finden, oder auch nicht. Dieses seltsame Verhalten scheint in unseren Genen zu sein. Selbst wenn einem klar ist, dass all das Rundherum an Krimskrams wertet dich als Mensch nicht auf. Aber mancher Kram wertet das Leben eines Menschen auf. Bücher, die man mehrfach liest. Schallplatten, die einem Momente akustisch verschönern. Hunderte Gemälde, die ich unzähligen Stunden erschaffen habe. Briefe, welche spezielle Menschen von Bedeutung an mich adressiert haben. Selbst gebastelte Dinge meines Sohnes, ja sogar Kleidungsstücke aus der Kindheit.
Glumpert des Lebens
Viele angesammelte Schätze, die auf ihre Art mein Leben beschreiben. Leicht chaotisch, vorsortiert aber nicht ganz geordnet. Schubladen vollgefüllt mit Sachen ohne Kategorien. Bunt zusammengewürfelt, breit gefächert in jeglicher Art und Weise. Vielfalt auf kleinsten Raum. Für andere mag es Kramuri sein, für mich sind es Teile meines Daseins. Warum auch immer sie bei mir gelandet sind. Manches davon gebrauche ich tatsächlich, doch einiges davon kann tatsächlich weg. Wie auch so manches Kapitel in meinem Leben, die ich als unbrauchbar bezeichnen würde. Dennoch sind sie passiert. Das Glumpert hat mich dahin getragen, wo ich heute bin.
Frage an die KI:
Was ist Kramuri ?
Leider kann ich keine klare Antwort geben, da ich nicht sicher bin, worauf sich „Kramuri“ bezieht. Es könnte sich um einen Begriff aus einer bestimmten Region oder Sprache handeln, den ich nicht kenne. Es könnte auch ein Begriff sein, der von einer Person oder Gruppe ausgedacht wurde und keine allgemein anerkannte Bedeutung hat. Ohne weitere Informationen kann ich leider keine genaue Antwort geben.
Besitzen wir wirklich 10.000 Dinge?
Beitrag vom 23. Jänner 2022 - "Der STANDARD"
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